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Camper-Überführung für Freunde nach Hamburg
Ende April waren wir bei Freunden zu Besuch und sprachen über ihre anstehenden Sommerferien. im Norden Europas Sie haben seit vielen Jahren ein Wohnmobil und wollen mit diesem zusammen mit den Kindern im Sommer nach Schweden verreisen. Die Fahrt mit diesem grossen Ungetüm und den Kindern ist aber eher anstrengend und so schlug ich vor, dass ich das Wohnmobil bis nach Hamburg fahren würde und sie es dann dort übernehmen und ich zurück in die Schweiz fliegen würde.
Das erschien uns als gute Idee und so planten wir diese Aktion. Dani buchte die Flüge für die Familie und sandte mir eine Mail mit der Bestätigung des Termins. Dabei erwähnte er beiläufig, dass das Wohnmobil ein Schaltgetriebe hätte. O Schreck! Seit nahezu 20 Jahren bin ich nicht mehr mit einem Schaltgetriebe gefahren und traute mir dies nicht zu.
Paul, ein Freund von mir, mit dem ich schön öfter in unterschiedlichen Weltgegenden unterwegs war, erklärte sich bereit, die Fahrt mit mir zusammen zu machen. Wir wollten anschliessend noch einige Tage in Hamburg bleiben.
Am Tag der Abreise, dem Dienstag, 3. Juli 18, ging es bereits um 05:00 los, so dass wir möglichst um den grossen Werkverkehr herum kamen. Da die Fahrt weitgehend problemlos verlief, waren wir bereits kurz vor 18:00 in Hamburg.
Den Camper deponierten wir auf dem vorreservierten Campground und nahmen ein Taxi zu unserem Hotel. Von dort an waren wir ausschliesslich mit Öffentlichem Verkehr unterwegs. U- und S-Bahnen sind in Hamburg ausgezeichnet und erst noch billig.
Am ersten Tag machten wir was alle Touristen machen, eine Hafenrundfahrt. Für Binnenländer ist die Sicht auf einen Ozeanfrachter sehr beeindrucken. 20 - 30 tausend Container werden auf solchen Riesen transportiert, eine unvorstellbare Menge. Jeder dieser Container wird anschliessend auf einen Sattelschlepper verladen oder wird per Bahn weiter transportiert. Mit vielen parallelen Kranen werden die Container ver- und entladen, so kann die Liegezeit der Frachter im Hafen minimiert werden. Ein Schiff rentiert nur, wenn es möglichst immer auf See ist.
Die Kranen sind auch ohne gerade anliegendes Schiff imposant, sie sind schon auf die Ankunft des nächsten Schiffes vorbereitet.
Der neue Stolz der Hamburger ist die Elb-Philharmonie, hier liebevoll Elphi genannt. Mit der Liebe war es aber nicht immer so: Der Bau sollte ursprünglich 77 M € kosten, schliesslich waren es aber dann mehr als 860 M €. Verantwortlich wollte natürlich niemand sein. Der untere Teil des Gebäudes ist die Fassade eines Gebäudes der Speicherstadt, eines Lagerhaus aus den frühen 60-er Jahren. Der Glaspalast darüber wurde von den Basler Architekten Herzog & de Meuron entworfen.
Der obere Teil des Gebäudes ist mit 1100 Glasfenstern verkleidet von denen jedes einzelne 72’000 € gekostet haben soll. Eine stolze Summe von 79 M €. Kein Wunder, liefen die Kosten so aus dem Ruder.
Ein weiteres Wahrzeichen Hamburgs ist der Michel, der Kirchturm der St. Michaelis-Kirche, welcher mit einem Lift erschlossen ist. Von hier aus gibt es eine wunderbare Sicht über die Stadt.
Die Elphi ist selbstverständlich auch von hier aus zu sehen, dahinter noch ein Teil der Hafenanlage und anschliessend das flache Land.
In Richtung Südwesten liegen der Hafen und die bekannten Vorstädte entlang der Elbe.
Ein Fluss, die Alster, wurde schon im Mittelalter aufgestaut, um den Müllern und Handwerkern in der Stadt genügend Wasser für ihre Wasserräder zur Verfügung zu stellen. Heute ist die Binnen-Alster ein willkommener See mitten in der Stadt. Rund um dieses Gewässer liegen die teuersten Wohnlagen der Stadt.
Das schönste der Boote, welches auf der Binnen-Alster Rundfahren macht, ist die St. Georg, ein Dampfschiffchen.
Nicht nur das Boot ist betagt, auch die Technologie, mit welcher der Fahrkarten-Verkäufer ausgerüstet ist, hat schon einige Rundfahrten hinter sich. Aber er kann damit Fahrkarten verkaufen!
Wie in vielen Städten ist auch in Hamburg diese Mode angekommen. Junge und auch weniger Junge hängen Vorhängeschlösser in allen Farben an die Gitter der Fussgänger-Brücken an den touristischen Hotspots. In andern Städten sollen schon Brücken wegen des zusätzlichen Gewichts eingestürzt sein. Hier scheint es kein Problem zu sein, lediglich für das Auge sind die vielen Schlösser störend.
Mitten durch die Stadt fliesst die Elbe, der grosse Fluss, auf welchem die grossen Frachtschiffe ein- und auslaufen. Heute gibt es einen grossen Tunnel, welcher den Fluss mehrspurig unterfährt. Der alte Elbtunnel wird nur noch wenig benutzt.
Autos können den Tunnel durchfahren, sie werden mit einem Lift von der Oberfläche bis zur Fahrbahn hinunter gelassen und fahren dann sehr langsam durch den Tunnel. Auf der anderen Seite geht es per Lift wieder hinauf zum Strassenniveau.
Die meisten Nutzer des Tunnels sind heute die Touristen, welche ihn zu Fuss durchwandern. Ab und zu sind auch Fahrräder unterwegs, diese dürfen aber nur in einer Richtung fahren, in der Gegenrichtung muss das Fahrrad gestossen werden. Zur Zeit wird gerade die eine Röhre erneuert, so dass die Fahrtrichtung für alle Fahrzeuge pro Halbtag geändert wird.
Hamburg ist selbstverständlich auch eine Seefahrt-Stadt. Es gibt ein grosses Museum, welches sich dem Thema widmet. Für meine nächste Reise im September habe ich schon mein Schiff gesehen, hier zwar aus Lego zusammengebaut, doch auch so ganz imposant.
Die Speicherstadt ist der Stadtteil Hamburgs, in dem zur Zeit am meisten Entwicklung vor sich geht. Früher waren dies alles - wie der Name sagt - Speicher für alle die Waren, welche über das Meer aus aller Welt angeliefert wurden. Heute werden diese kaum mehr gebraucht, da die Container-Fracht die Spedition grundlegend verändert hat. Heute sind hier an vielen Orten Museen, Büros und auch Wohnungen untergebracht.
Eines der Museen ist das Zollmuseum, wo ich dieses Schild entdeckte: Im November werde ich wieder in der Stadt Windhoek sein, doch diese ist schon längst nicht mehr dem Kaiser von Deutschland Rechenschaft untertan. Die Zölle werden heute von anderen Institutionen eingezogen.
Wir machten es uns zur Regel, während unseres Aufenthaltes nur typisch deutsche Küche zu suchen: Die vielen Italiener, Griechen, Chinesen und Thais gibt es anderswo auch. Den Abschluss machte ein Besuch in einem typischen Hamburger Restaurant, dem Nagel.
Am Samstag, 8. Juli 18 flogen Paul und ich zurück in die Schweiz. Ein interessanter Ausflug in die nördlichste Stadt, in der ich jemals war, fand seinen Abschluss.